Das Gold des Nordens
© Astrid Lahrsen-Loges
Bernstein – das Gold des Nordens. Beim Spaziergang entlang der Nordsee kann man ihn mit etwas Glück entdecken, doch ein wahrer Fund bleibt eine seltene Kostbarkeit.
Text und Bilder: Nordseetourismus
Die Chancen Bernstein zu finden, stehen nach einem Wintersturm vielleicht am besten. Rainer Schulz ist Biologe bei der Schutzstation Wattenmeer und hatte letztens solch ein Glück. „Ich war draußen auf dem Westerhever-Sand und habe eigentlich nach etwas ganz anderem Ausschau gehalten – und da hab ich dann einen Bernstein gefunden: klar und glänzend, ein gelbes Stück von rund anderthalb Zentimetern. Natürlich ist das selten, umso mehr habe ich mich gefreut. Ich fand es am unteren Spülsaum vor der Sandbank, dort, wo auch Torf oder altes Holz angespült werden.“ Verantwortungsvolle Naturführer und Gäste achten auf den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt im und am Wattenmeer. „Auch während der Suche nach Bernstein sollte man die Vögel nicht aufscheuchen“, mahnt Rainer Schulz, „… Bernstein ist am ehesten an ruhigen Tagen nach Stürmen zu finden. Aber gerade dann sind oft auch die Vögel besonders hungrig. Denn bei Wind und Wellen blieben zuvor viele Wattflächen überspült, so dass sie dort kaum Nahrung finden konnten. Bislang hatten die gefiederten Gäste die Strände und hohen Watten zumindest nachts für sich – jetzt aber sind immer häufiger Bernsteinsucher unterwegs, um gezielt in der Dunkelheit mit UV-Lampen auf Beutezug zu gehen. Die Tiere aber brauchen ihre Ruhe auf solchen Flächen, werden sie gestört, fällt es den Tieren schwer, nach einem Sturm wieder Kräfte zu sammeln.“ Weil Bernstein aber viele Gäste an der Nordsee interessiert, hat die Schutzstation Wattenmeer manche Veranstaltungen hierzu in ihrem Programm. Rainer Schulz: „Bei Strandführungen kann man mit Glück auch einen eigenen Stein finden. Und beim Bernsteinschleifen erfährt man nicht nur manches Interessante über das Millionen Jahre alte Baumharz, sondern kann auch ein schönes Souvenir von der Nordseeküste basteln.“ Es lohnt hierzu immer der Blick auf die Informationsseiten der jeweiligen Urlaubsorte und auf www.schutzstation-wattenmeer.de/veranstaltungen/
Winterzeit ist Sturmzeit
Und wenn die Nordsee nicht unbedingt Bernstein auf den Strand wirft, dann vielleicht manch andere Dinge, die man sonst nur aus den Aquarien kennt: „Schlangensterne zum Beispiel – die finde ich im Winter häufiger am Strand“, berichtet Rainer Schulz. „Die Grundseen eines Sturmes wühlen den Meeresboden auf, fegen ihn quasi leer, und die Wellen spülen dann Dinge an den Strand, die dort normalerweise nicht zu finden sind.“ Wie den Schlangenstern, eine ziemlich krasse Kreatur. Haufenweise Muschelschalen manchmal, und mit Glück ist dann auch das Kalkskelett eines Seeigels darunter. Oder, zum Beispiel: ein urzeitlich anmutendes Lanzettfischen, Vorfahr aller Wirbeltiere, Maskenkrebse, die nur im Winter an die Küste kommen, Kammsterne, die sonst für Wellen unerreichbar sind. „Schauen Sie mal genau hin, was nach einem Sturm alles am Spülsaum liegt…!“ Auf beachexplorer.org, kann man seine Funde auch melden und einstellen.
Bestimmen lassen sich solche Funde aus dem Kuriositätenkabinett des Meeres zum Beispiel mit der App fürs Smartphone
Max Mustermann

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