Seit 11 Jahren sind Thorben und ich ein Paar und genau so lange entdecken wir gemeinsam die Welt. Mit der Zeit hat sich die Art zu Reisen immer mehr in eine Richtung bewegt: Weg von den touristischen Pfaden entwickelten wir unseren Reisestil stetig weiter, bis die perfekte Art für uns gefunden war…
Über Land im eigenen Fahrzeug. 2010 erfüllten Thorben und ich uns einen großen Traum: Wir fuhren in einem 50 Jahre alten Hippiebus auf dem Landweg bis nach Indien – danach sollte die Reiselust eigentlich für lange Zeit gestillt sein, denn wir wollten eine Familie gründen…
Langzeitreisen mit Kindern? Und dann noch in die Tropen und in abgelegene Gebiete? Einfach mal den Job hinschmeißen um zu Reisen? Die Liste der Vorurteile, Warnungen im Internet und von Freunden, Verwandten und Bekannten ist lang und neben Nestbau, gesicherter Existenz und Komfortzone steht Urlaub auf dem Bauernhof ganz oben, wenn die Kita des noch so kleinen Nachwuchses Ferien hat.
Als wir nach vier Monaten und 20.000 abenteuerlichen Kilometern unser Ziel in Goa erreichten staunten wir nicht schlecht, auf Familien zu treffen, die das Gleiche mit Kindern gemacht haben. DAS war neu für uns, DAS war die Lösung für eine Illusion der Gesellschaft, die sich unbemerkt in unsere Köpfe gepflanzt hat ohne weiter darüber nachzudenken und es zu hinterfragen.
Und genau DAS wollten wir auch: Unserer Leidenschaft weiter folgen und unseren Kindern die Welt zu zeigen wie sie wirklich ist, den Alltag mit allen Familienmitgliedern zu verbringen und den Zwängen der Gesellschaft zu entgleiten um sich wieder auf das Wesentliche des Lebens zu besinnen.
Noch unter den indischen Palmen liegend kauften wir ein neues Reisemobil und schmiedeten Pläne für ein neues Abenteuer: die Panamericana mit Kind.
Drei Jahre später wurde unsere Tochter Romy geboren und im zarten Alter von 10 Monaten das erste Mal entführt. In unserem Allrad-LKW namens Frosch ging es für zwei Monate nach Albanien und die Testfahrt als Reisekind bestand sie mit Bravour.
Wenige Monate später kündigten wir Wohnung, anschließend die sicheren Jobs und kehrten Familie, Freunden und Heimat den Rücken um die große Freiheit zu spüren. Es gab keine große Umstellung, plötzlich zu dritt auf acht Quadratmetern zu leben, Romy gewöhnte sich schnell daran längere Strecken zu fahren und auch die ständigen Ortswechsel waren kein Problem. Nebenbei lernte sie ihren Vater richtig kennen, der ihr ab sofort nicht nur einen Gute-Nacht-Kuss gibt und am Wochenende zu Hause ist, sondern wie Mama greifbar und täglich anwesend ist.
Natürlich verändern Kinder das Reisen. Den ganzen Tag entspannen oder abends eine Bar zu besuchen war nicht mehr möglich. In Ruhe die Wäsche zu waschen, Routen planen, den Laster reparieren, auch dies ging nur noch durch Arbeitsteilung. Aber die Spontanität und das Entdecken war genauso möglich wie früher und meist öffneten sich durch unsere Tochter Türen, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen.
Ich wurde gleich zu Anfang unserer zweijährigen Tour schwanger und hätte es mir vorher nie zugetraut schwanger zu reisen, ein Kind im Ausland zu bekommen und dann mit einem Neugeborenen unterwegs zu sein. Aber wenn man auf sich und seinen Körper vertraut, die Grenzen im Kopf überwindet und ein wenig Mut hat, ist es eine wundervolle Erfahrung. Selbst mit unserem Baby Levi gingen wir viel wandern, haben den Altiplano und Höhen von 5.000 Metern bereist, waren in den Tropen, haben Vulkane bestiegen, Städte und sowohl sämtliche Sehenswürdigkeiten entlang der Panamericana besucht.
Wir blicken auf eine abenteuerliche Reise ohne Einschränkungen, gesundheitlicher Probleme oder Gefahren zurück, können es allen Eltern nur ans Herz legen, sich zu trauen, ihren Kindern mehr zuzutrauen und planen bereits die nächste Tour für 2019: Durch Asien entlang der berühmten Seidenstraße.
Fernsehinterview bei Markus Lanz
Ihre unglaubliche Reisegeschichte haben Michaela und Thorben Schmitt am 12.07.2018 Markus Lanz im ZDF erzählt. Hier geht’s zum Interview.
Linktipps: