Von Bibern und Flussperlen
© Spessart Tourismus und Marketing GmbH, Claus Tews
Durch den Jossgrund im südöstlichen Spessart führt eine Rundwanderung voller Überraschungen. Unser Tipp: Eine Tour in Begleitung von Wanderführer Michael Stange.
Quelle: Hessen Tourismus
Perlen im Fluss – die vergessene Geschichte der Jossa
Zur Jossa und ihrem einstigen Flussperlenreichtum hat Michael Stange ein Gedicht verfasst: „Alsbald war überall bekannt, die Jossa, das ist Perlenland.“ Der zertifizierte Wander- und Naturparkführer begleitet seit 23 Jahren Gäste durch den Naturpark Hessischer Spessart und hat neue Wege mitentwickelt. Die Verse zitiert er gern bei Touren entlang der Jossa – etwa auf der zwölf Kilometer langen Jossgrund-Runde, die von Burgjoß über Steiniger Berg und Zöllersberg zurückführt. „Typisch Spessart – mit steilen Hängen, offenem Tal und murmelnden Bächlein – und doch etwas Besonderes“, sagt Michael. Drei Stunden sind für die Tour vorgesehen. „Bei mir werden es vier“, lacht er.
Wanderführer Michael Stange © Spessart Tourismus und Marketing GmbH, Claus Tews
Romantisches Wasserschloss
Denn er hat viel zu erzählen – etwa im Burgwiesenpark von Burgjoß. Dort zieht die alte Wasserburg mit ihren dicken Schutzmauern alle Blicke auf sich. Romantisch anzusehen, berichtet Michael von ihrer bewegten Geschichte, bevor es heißt, die Rucksäcke zu schultern – und auf geht’s in die Natur. Zunächst führt der Weg auf einem schmalen Pfad entlang der mäandernden Jossa, „einem der wundervoll naturbelassenen Flüsse hier“, wie der Wanderführer schwärmt. An ihren Zuflüssen und im Naturschutzgebiet Sahlensee leben seit ihrer Wiederansiedlung im Jahr 1987 wieder zahlreiche Biber. „Die kommen meist erst in der Abenddämmerung heraus, weil sie wegen ihres dichten Pelzes die Sonne nicht so mögen“, erklärt Michael.
Burgjoß © Spessart Tourismus und Marketing GmbH, Claus Tews
Waldpfade, Weitblick und Wacholderduft
Schon schlängelt sich der Weg in den Wald hinein – steil bergauf, wie es für den Spessart typisch ist. Schräg fallendes Sonnenlicht malt durch das Buchenlaub flirrende Bilder ins schattige Grün, bis der Weg oben auf dem rund 400 Meter hohen Steinigen Berg wieder ins Freie führt – zu einem Traumpanorama über den Jossgrund und hinunter nach Burgjoß. In der Nähe steht eine sogenannte Kandelaberfichte, die nach einem Blitzeinschlag vor vielen Jahren mehrere Baumkronen entwickelt hat – wie ein Kerzenleuchter. „Fichten können bei uns richtig alt werden, bis zu 300 Jahre“, erzählt Michael stolz. Weiter geht’s auf schmalem Pfad am Waldrand entlang, vorbei an einer blütenreichen Wacholderheide, wie sie im Spessart nur selten zu finden ist.
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Wo Kreuzotter und Schmetterlinge zuhause sind
Hier ist die Kreuzotter zu Hause – vor ihr muss man sich jedoch nicht fürchten. „Bis in die 1930er-Jahre war ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt“, erzählt Michael. „Zu Unrecht, denn für Erwachsene ist ihr Biss zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich.“ Der Weg führt weiter am Forsthaus Zieglerfeld vorbei, das sich mit seinen grünen Fensterläden behaglich ins Tal duckt, und entlang üppig blühender Schlehenbüsche. Dort finden im Hochsommer bis zu 30 Schmetterlingsarten mit ihren Raupen Lebensraum, darunter auch der besonders große Segelfalter, weiß Michael.
Das Schafhof-Café: geführt von Jossgrund-Bewohnern, bekannt für köstliche Kuchen. © Spessart Tourismus und Marketing GmbH, Claus Tews
Aus Schlehen wird Likör
Die Schlehen schätzt er aber noch aus anderem Grund. Seine Frau, ebenfalls geprüfte Wanderführerin, bereitet köstlichen Likör daraus. Auch auf den nächsten Kilometern – es geht auf den 427 Meter hohen Zöllersberg und über Oberndorf mit der prächtigen St. Martin Kirche zurück nach Burgjoß – fallen dem begeisterten Wanderführer zu jeder Eiche und jedem Spechtklopfen, zu Ameisen und Besenginster, Pilzen und Mädesüß immer wieder mitreißende Geschichten ein. Die Jossgrund Runde ist fast zu kurz dafür. Aber dafür gibt es ja eine Lösung: Wir gehen einfach noch mal los.
Der Burgwiesenpark in Burgjoß © Spessart Tourismus und Marketing GmbH, Claus Tews